Der Herbst im Kunstunterricht – eine Lebenserfahrung

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Kataloge, Newsletter, E-Mails. Sie sorgen mit ihren Angeboten dafür, dass der Kunstunterricht stets abwechslungsreich gestaltet werden kann. Es ist ein reichhaltiges Angebot für jede Fachlehrkraft vorhanden. Es können z. B. bunte Blätter in Herbstfarben bestellt werden, die sich zu einem Bild gestalten lassen, das auch im nächsten Herbst noch in derselben Form besteht. 

Verlorengegangene Erfahrungen...

So schön so ein Bild aus künstlichem Material hinterher aussieht, sauber geklebt, ohne Risse in trockenem Laub, farblich aufeinander abgestimmt, so sehr geht aber auch die Lebenserfahrung mit der Umwelt verloren. Herbstfrüchte, die Natur, lassen sich ganz einfach bestellen. Gerade jetzt in diesem goldenen Herbst, der uns das Bastelmaterial täglich wie auf einem Tablett liefert, bietet es sich aber an, Naturmaterialien zu sammeln, anzufassen, zu riechen, auch zu erkennen, um welchen Baum es sich handelt, der seine Blätter abgeworfen hat. Und so ist der Kunstunterricht auch gleichzeitig fächerübergreifend mit Sachunterricht verknüpft.

…wiederentdecken

Aus diesem Grund gehe ich mit meiner Klasse in jeder sich bietenden Möglichkeit nach draußen, mache auf das Herbstlaub oder Kastanien, Eicheln, Nüsse aufmerksam, wenn die Kinder sie nicht selbst entdecken. Kinder haben von sich aus den Drang, auszuprobieren und zu entdecken. Je jünger die Kinder sind, desto fantasievoller sind sie und desto weniger ängstlich sind sie, sich schmutzig zu machen. Der diesjährige Herbst bietet Unmengen trockener Blätter in den schönsten Herbstfarben an. In unserer Schule und Umgebung gibt es vor allem Ahornbäume. Täglich bringen die Schülerinnen und Schüler aber auch Blätter anderer Bäume mit. Sie sind inzwischen sensibilisiert für Farben, Größe oder Beschaffenheit, natürlich nicht immer ohne den Hintergedanken, das schönste, größte oder auffälligste Blatt gefunden zu haben und so gibt es manche Diskussion, aber auch genaue Beobachtung und Beschreibung des Objektes. Dies könnte auch als Verknüpfung mit dem Deutschunterricht gesehen werden.

Collagen aufgrund schülerzentrierter Ideen

Während wir auf einem Tisch, der Ausstellungsstücken dient, unser Material sammeln, stellt sich die Frage, wie sich daraus ein Kunstwerk gestalten lässt. Hatte ich zu Beginn meiner Lehrerausbildung noch die Vorstellung, immer ganz genau vorgeben zu müssen, was gearbeitet werden soll und wie das Ergebnis auszusehen hat, habe ich im Laufe meiner Arbeitsjahre die Erfahrung gemacht, dass Kinder sehr kreativ sein können, wenn man sie lässt. Ich gebe in Bezug auf das Herbstmaterial also höchstens ein grobes Thema vor und lasse den Kindern ihre Fantasie.

Fantasie mit kleinen Impulsen

Nicht alle Kinder wissen sofort, wie sie ihre Collage gestalten. Wir sammeln also Ideen in einer Mind Map an der Tafel und so kommt jedes Kind zu einem Ergebnis.

Kein Kunstwerk für die Ewigkeit

Der Nachteil unserer Collage aus Naturmaterialien liegt auf der Hand. Die Blätter fangen bald an zu bröckeln und werden welk, wenn wir sie nicht besonders präparieren. Aber genau das machen wir nicht. Es soll kein Werk für die Ewigkeit sein, die Materialien sind natürlich und vergänglich. Um sie aber dennoch festzuhalten, mache ich Fotos und so können wir auch im nächsten Herbst auf Ideen zurückgreifen, vergleichen, verbessern oder schlichtweg neu gestalten.

 

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