Rituale geben dem Alltag Struktur. In einer (Schul-) Welt, die grundsätzlich schnelllebig ist, geben Rituale Beständigkeit und Sicherheit. In dieser Sicherheit können Menschen, vor allem Kinder, sich gut entfalten und in ihr Potenzial kommen. Somit erschließt sich der Sinn des Immergleichen, also der Sinn von Ritualen, sehr schnell. Ich möchte euch heute einige meiner liebsten Rituale für den Klassenraum vorstellen.

Der Tafel-Kalender

Zweisprachiger Tafelkalender. (Foto: Elisa)

Kinder sollen sich im Jahr und in der Woche orientieren können. Somit ist mein 'all time favourite’ unser Tafelkalender, der den Tag (als Wort und Zahl), den Monat, das Jahr und die Jahreszeit anzeigt. Ab der 3. Klasse setze ich auch die englische Version ein und es gibt eine zweite Reihe. Beim Aufhängen der Karten können phasenweise vermehrt Kinder ausgewählt werden, die noch Probleme mit den Wochentagen haben. Diese dürfen im Tandem (mit einem Helferkind) den Kalenderdienst übernehmen. Nach einigen Wochen konnte man auch bei diesen Kindern einen großen Lerneffekt beobachten. Der Kalender wurde eine schöne Morgenroutine und auch die ersten Kinder, die den Raum betraten übernahmen gerne diesen Dienst.

Übersicht über den Tag

Tagestransparenzschilder helfen den Kindern sich im Laufe des Tages zu orientieren. „Wie viele Stunden haben wir heute?“ „Wann ist Pause?“ "Was machen wir nach der Pause?“ Diese Fragen erledigen sich von selbst, wenn der Lehrer täglich die Schilder der einzelnen Fächer und Pausen anpinnt. Sind die Kinder etwas älter, können sie dies sogar selbst übernehmen und anhand des Stundenplans im Mäppchen die Tagestransparenz für den Tag vorbereiten. Da ich meine Stunden oft flexibel geplant habe, gab es öfter noch die ein oder andere Aussage von mir und schon konnte der Tag von einem Kind für alle anderen Kinder visualisiert werden. Die Tagestransparenzschilder findet man in großer Vielfalt kostenfrei auf diversen Grundschulblogs im Internet.

Rätselzeit

Es gibt jedes Jahr einen richtig tollen ‚Frag doch mal die Maus’ - Tageskalender. In diesem sind überwiegend Rätsel, aber auch Scherzfragen (oder kleine Experimente oder Rezepte für Zuhause). Die Behandlung eines Tagesrätsels dauert ca. 3-5 Minuten und ist ein toller Einstieg in den Tag. Die Klasse darf dann -mit Meldung- abstimmen, ob es sich für Antwortmöglichkeit A, B oder C entscheidet und der Lehrer / die Lehrerin liest anschließend die Lösung vor. Die Kinder lernen auf diese Weise spielerisch mit neuen Informationen umzugehen, sich für eine Antwortoption zu entscheiden und ihre Aussage mit der korrekten Antwort in Relation zu setzen. Scherzfragen sind auch sehr beliebt und man hat immer etwas zu lachen.

Regelmäßige Spielzeiten

Kapla-Steine. (Foto: Elisa)

Eine riesige Freude sind gemeinsamen Spielzeiten. Diese werden von mir vor allem in Klassenstufe 1 und 2 jede Woche ermöglicht und hatten einen sehr positiven Einfluss auf das soziale Miteinander. Die Kinder können im Klassenraum entspannt ihren Lieblingstätigkeiten nachgehen. Bei den Kindern stets beliebt ist das Kapla-Steine-Bauen, aber auch das Malen und Basteln oder auch Kneten. Im Sommer durften manche Kinder im Tandem auch draußen Seilspringen o.ä., da ich vom Fenster aus einen guten Blick auf sie hatte. Hier habe ich nur Kinder rausgelassen, die ein sehr ruhiges Gemüt haben und auf die ich mich gut verlassen kann.

Abschlussfeedback

Fünf Minuten vor Unterrichtsschluss am Tagesende kann man eine kleine Abschlussrunde machen, um die Stimmung der Klasse einzufangen. Die erste Frage, welche mit Daumen hoch, Daumen mittel oder Daumen runter vom Platz aus beantwortet wird, ist folgende: „Wie war es heute für dich?“ Die zweite Frage ist „Was war heute schön? / Was lief heute besonders gut?“ 
Hier nimmt man eine Hand voll Kinder dran und hört ihre Aussagen. Die Abschlussfrage könnte lauten: "Was möchtest du morgen verbessern?“, um den Kindern eine Möglichkeit zur Reflexion ihrer Verhaltensweisen zu ermöglichen. Ein Kind, was sich über eine Streit geärgert hat, bringt an dieser Stelle vielleicht ein, dass es sich morgen nicht streiten möchte. Ein Kind was sehr ungeduldig mit sich selbst war, könnte einbringen, dass es morgen mehr Geduld mit sich haben möchte.

Stillesignale

Stillesignale können auch eine Ritualform haben, auf welche ich in meinem letzten Beitrag näher eingegangen bin: siehe hier.

Welche weiteren Rituale und Ergänzungen habt ihr? Lasst uns gerne in den Kommentaren sammeln.

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