Das perfekte Klassenzimmer

Das typische Grundschulklassenzimmer: Wie sieht es aus? Ich habe noch viele Bilder vor Augen, die aus meiner Zeit als Referendarin stammen, als wir viele Schulen jeglichen Baujahrs und Ausstattungsgrades zu Gesicht bekamen. Trotzdem hatten diese meist eines gemeinsam: Egal wie groß oder wie klein, wie hell oder dunkel ein Klassenzimmer war, man konnte von der Anzahl der Dinge im Raum meist auf das Dienstalter der Lehrkraft schließen. Ich als Beobachterin fühlte mich dadurch meist sehr erschlagen. Vor lauter Regalsystemen und Ordnungskisten war kaum noch freie Wand zu sehen. Auch wirkte es dadurch oft dunkel und zugestellt. Ich aber bevorzuge einen hellen und luftigen Arbeitsplatz, an dem ich mich entfalten kann. Gefällt das nicht auch Kindern?

Im Klassenzimmer: Struktur und Ordnung als Grundgerüst

Während meiner eigenen Lehrtätigkeit erfuhr ich dann schnell, was wirklich wichtig ist in einem „gut funktionierenden“ Klassenzimmer. Zwar hilft eine große Auswahl an Materialien bei der Unterrichtsvorbereitung und es stimmt auch, dass junge Heranwachsende nicht immer jedes Buch mit nach Hause schleppen müssen, aber dennoch lohnt es sich, eine gewisse Grundordnung für sich und die Schülerinnen und Schüler zu erarbeiten.

Wenn jeder für alles einen Platz hat, spart das Zeit und schont die Nerven

Tatsächlich lohnt sich ein Regal mit vielen Fächern, sodass jedes Kind genau weiß, wo seine Sachen zu finden sind. Wie selbstverständlich kann so jeder seinen Malkasten finden, ein nicht mehr benötigtes Buch verstauen oder sein frisches Bastelwerk unterbringen. Egal ob es ausziehbare Körbe oder offene Fächer mit Boxen sind, das Regal sollte auf jeden Fall mit den Namen der Schülerinnen und Schüler beschriftet sein. Vorgefertigte Karten in richtiger Größe können die Kinder selber gestalten – laminiert man diese dann am Schluss, hat man langlebige Namensschilder mit einer persönlichen Note. Hier findet ihr ein Beispiel für die Nutzung eines offenen Standregals im Klassenzimmer.

Wohin mit den ganzen Lehrerhandbüchern, Kopiervorlagen und Ordnern?

Hierfür bietet sich aus meiner Erfahrung ein geschlossener Schrank an, womöglich direkt neben dem Lehrertisch. Sollen auch Notenübersichten, Schülerbeobachtungen oder die Klassenkasse dort verstaut werden, sollte dieser Schrank unbedingt abschließbar sein. Ich selber empfinde es außerdem als sehr angenehm, nicht alles daheim zu haben und jeden Tag mitnehmen zu müssen. Ich erledige einen Großteil meiner Vorbereitung im Klassenzimmer selbst und habe mehr Freizeit am Nachmittag. Im nächsten Schuljahr muss ich lediglich die Ordner und Bücher austauschen und habe somit wieder alles vor Ort. – Nicht zu unterschätzen ist diese Praktik im Übrigen für jeden, der den Kopf so voll hat, dass manchmal Unterlagen daheim vergessen werden.

„Kunst“ im Klassenzimmer

Was die Wandgestaltung angeht, muss man sich oftmals an schulische Vorgaben halten. Ich war schon an Schulen, an denen bestimmte Wände im Klassenzimmer nicht behangen oder beklebt werden durften. Prinzipiell aber folge ich der Devise: Weniger ist mehr. Und: Ein Klassenzimmer sollte wachsen. – Einen festen Platz haben bei mir immer Plakate mit unseren vereinbarten Regeln, die aktuellen Schülerdienste und der Stundenplan. Temporär werden auch Poster mit aktuellen Lerninhalten zur Visualisierung genutzt, Fotos vom letzten Ausflug aufgehängt und, was mir das Allerwichtigste ist: Saisonal passende Werke der Kinder – ob Gedichte, Bilder oder Mobiles – finden ihre Anerkennung und werden im und auch vor dem Klassenzimmer ausgestellt. Schülerinnen und Schüler, die ihre Lernumgebung selber mitgestalten, wissen sie auch besser zu schätzen. Wer überdies die Möglichkeit hat, in seinem Klassenzimmer eine Lese- oder Spielecke oder einen eigenen Bereich für Lerntheken o.ä. einzurichten, kann dies gerne tun. Nur würde ich immer darauf achten, dass den Kindern für das Lernen an sich kein Raum genommen wird.

Ordnung ist das halbe Leben – Kreativität die andere Hälfte?

Findet man diesen Mittelweg aus Strukturiertheit und Lebendigkeit, fährt man wohl am besten. Als ich während meiner Schwangerschaft einige Zeit ausfiel, war meine Vertretung sicherlich froh, dass sich dank Beschriftung, Sortierung und räumlicher Aufteilung die Arbeit in „meinem“ Klassenraum quasi selbst erklärte. Auch die Schüler wussten zu dieser Zeit immer, wo sie welche Materialien finden konnten. Was aber die zusätzliche, kreative Ausgestaltung eines Raumes angeht, so kann wie immer nur der persönliche Geschmack entscheiden – und über den lässt sich nicht streiten …
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