Elterntypen (4): Eltern von Prinzen und Prinzessinnen

Peter, ein selbstbewusstes Kind, fiel mir gleich bei der Einschulung auf. Er hatte weniger Berührungsängste als die anderen Erstklässler. Er sorgte dafür, dass er genügend Platz auf der Bank hatte und nahm in Kauf, dass sein Nachbar von derselben fiel. Dabei hatte Peter ein unschuldiges Lächeln, das vermuten ließ, nicht mit Absicht den Sturz herbeigeführt zu haben. Peters Eltern machten mir in den ersten Schulwochen sehr schnell klar, dass ihr Sohn ein besonderes Kind sei. Sein Berufswunsch, einmal eine leitende Position einzunehmen, trug dazu bei, dass er sich im Unterricht und in den Pausen zu behaupten wusste. Peters Schulleistungen waren in den folgenden Jahren eher im unteren Durchschnitt. Er war sehr damit beschäftigt, darauf zu achten, stets der Schnellste zu sein. Sportlich war er es auch meist. Dabei hielt er sich aber selten an die Regeln. Sein Sozialverhalten bewegte sich die gesamte Grundschulzeit im unteren Bereich. Für seine Eltern war Peter zu Hause der Prinz. Er hatte Zugriff zu sämtlichen elektronischen Geräten und erzählte mir einige Male, welches Spiel er von seinem Vater bekommt, wenn er in der nächsten Arbeit eine gute Note schreibt. Meine Bemühungen, die Mutter und den Vater dazu zu bewegen, Peters Leistungen nicht durch materielle Geschenke aufzuwerten, misslangen. Ohne es auszusprechen, war klar, dass die Eltern die Schuld bei den Lehrern suchten.

Nicht verzagen: Wenn die Zusammenarbeit mit Eltern nicht gelingt

Die gesamte Grundschulzeit habe ich viele Gespräche mit den Erziehungsberechtigten geführt und darauf verwiesen, dass eine Eltern-Kind-Beziehung keine gleichberechtigte Beziehung ist, sie Peter keinen Gefallen damit tun, seinen Willen immer durchgesetzt zu bekommen.  Die Eltern waren anfangs wenig einsichtig und ich habe sehr viele Gespräche in Gegenwart eines weiteren Fachlehrers geführt. Ich habe mir schnell angewöhnt, die Gespräche zu protokollieren, auch die, die zwischendurch stattfanden und wenn möglich, sie immer zu zweit zu führen. Ein halbes Jahr, nachdem Peter auf der weiterführenden Schule war, traf ich seine Mutter. Sie sagte mir, dass sich Peters schulische Leistungen zwar gebessert haben, sein Sozialverhalten aber noch nicht. Die Mutter hat erkannt, dass Peters Verhalten nicht durch Belohnungen verbessert werden konnte.
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