Mein neues Projekt Tabletklasse (5): Neue Möglichkeiten für den Unterricht, Teil 2

In meinem letzten Bericht über den Unterricht in meiner Tabletklasse habe ich bereits drei sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten für die Lehrkraft (Lehrertools) von Tablets vorgestellt. Hier folgen zwei weitere:

Das Tablet als Dokumentenkamera

Das Tablet wird in eine spezielle Halterung eingespannt und an den Beamer angeschlossen. Alles was ich unter die Tabletkamera lege, sehen die Kinder dann über den Beamer. Buchseiten, Arbeitsblätter, Hausaufgaben und Schülerarbeiten kann ich so zeigen (und live ausfüllen oder korrigieren), ohne erst umständlich eine Folie machen und ohne den Projektor vorbereiten zu müssen. Du kennst bestimmt diese Situationen: du stehst im Klassenzimmer und hast vergessen, die Folie zu kopieren. Oder du hattest eigentlich gar nicht vor, eine Folie vom Arbeitsblatt zu machen, weil du dachtest es sei selbsterklärend. Dann stellt sich heraus, dass die Hälfte der Kinder nicht versteht, was zu tun ist. Jetzt wäre eine Folie toll ... bloß woher so spontan nehmen? Ich bin also im Unterricht viel flexibler und kann alles schnell präsentieren. Kinder zeigen außerdem gerne ihre Arbeiten. Durch die Dokumentenkamera ist das nun in meiner Tabletklasse jederzeit ohne großen Aufwand möglich. Egal ob es die Mathehausaufgabe, ein Bild oder eine Bastelarbeit ist. A propos Bastelarbeit. Wenn ich die Kamera von Foto auf Video umstelle, kann ich sogar Vorgänge (wie z.B. einen Bastelvorgang, eine Zeichnung im Geometrieunterricht etc.), die unter dem Tablet gezeigt werden, filmen und dann in Dauerschleife über den Beamer zeigen. So können die Kinder nun auf der Leinwand immer wieder aufs Neue die Wiederholung sehen. Dadurch erspare ich es mir, den Vorgang einzelnen Kindern, die nicht aufgepasst haben oder die sich den Vorgang nicht merken konnten, noch mehrmals selbst zu zeigen. Stattdessen kann ich in der gesparten Zeit, wenn nötig, bei anderen Problemen helfen. Die Funktion als Dokumentenkamera ist Gold wert! Ehrlicherweise gibt es aber eine kleine Einschränkung: die Qualität der Kamera. Hat das Tablet keine besonders gute Kamera, leidet die Brauchbarkeit der Übertragung über den Beamer deutlich. Kleingedrucktes ist dann mitunter schwer zu lesen.

Die Lärmampel als App

Seit wir mit Tablets arbeiten, haben wir im Klassenraum eine Lärmampel (gibt es als App im Apple-Store und im Google Play-Store). Wie der Name schon sagt, zeigt sie den vorherrschenden Lärmpegel an. Grün = leise, rot = zu laut, gelb = alles zwischen leise und zu laut. Die Empfindlichkeit kann individuell eingestellt werden, d.h., in Phasen der Stillarbeit wird dann ein anderer Geräuschpegel vom Programm akzeptiert als z.B. während einer Gruppenarbeit. Über den Beamer wird die Ampel für alle Schülerinnen und Schüler gut sichtbar. Die Kinder werden so dazu angehalten auf ihre Lautstärke zu achten und sie gegebenenfalls zu korrigieren. Wenn man möchte, kann beim Umspringen auf rot ein Alarm ertönen. Die App visualisiert den zeitlichen Verlauf der Geräuschkulisse, den man theoretisch gemeinsam mit der Klasse auswerten kann. Natürlich ist die Lärmampel, wie sollte es auch anders sein, kein Allheilmittel. Sie kann aber zu einer ruhigen Arbeitsatmosphäre beitragen. Auch in Vertretungsstunden nutze ich ab und zu das Tablet mit Lärmampel. Ohne Beamer ist sie zwar für die Kinder nicht so deutlich sichtbar, aber trotzdem gut einsetzbar. Kleiner Tipp für die Praxis: Lasst nicht zu, dass sich manche Kinder einen Sport draus machen auszutesten, mit welchen unschuldigen Geräuschen (niesen, husten, vom Stuhl fallen) die Lärmampel ausschlägt. "Oh Entschuldigung, das war keine Absicht." Ja nee, ist klar, Jonas ...

Viele neue Möglichkeiten in der Tabletklasse mit wenig Aufwand

Ihr seht, schon die Tabletnutzung einzig und allein durch den Lehrer (Tablet als Lehrertool) bietet unzählige neue Möglichkeiten für den Unterricht. Eine komplette Tabletklasse einzurichten kostet viel Geld und Nerven. Jede Menge organisatorische, rechtliche und bürokratische Hürden müssen dabei überwunden werden. Nur ein einziges Lehrertablet mit Beamer und Leinwand im Klassenzimmer ist wesentlich leichter und kostengünstiger zu verwirklichen und bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Diese Ausstattung ist zur Zeit übrigens an unserer Schule für jedes Klassenzimmer in Planung. Wäre das eventuell auch eine Einstiegsmöglichkeit für eure Schule? Welche Erfahrungen habt ihr vielleicht sogar schon selbst mit Dokumentenkamera, Beamer und Co gemacht? Die Fortsetzung zu diesem Beitrag erscheint in wenigen Tagen ... :-)
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