Kleine Spiele für den Unterricht (3): Ich denke mir eine Zahl

Heute möchte ich ein kleines Spiel für den Matheunterricht vorstellen. Wie die bereits vorgestellten Spiele lässt es sich ohne weiteres Material durchführen und eignet sich deshalb gut für zwischendurch als Übungsform zur Zahlenraumerweiterung.

Spielprinzip und Vorbereitung

Zunächst lege ich einen Zahlenraum fest, in dem geübt werden soll. Das Spiel funktioniert sowohl in einem sehr kleinen Zahlenbereich wie „eins bis zwanzig“ als auch in großen Zahlenräumen wie „Null bis eine Million“. Zum Spielbeginn geht ein Kind (= Spielleiter) zur Tafel und denkt sich eine Zahl im vorgegebenen Zahlenraum aus. Diese Zahl notiert es als Gedächtnisstütze an der Rückseite eines aufgeklappten Tafelflügels, sodass sie vom Rest der Klasse nicht gesehen werden kann. Anschließend zeichnet der Spielleiter das Tafelbild dem Zahlenraum entsprechend an die Tafel (siehe obere Tafel auf dem Foto). Links steht die kleinste Zahl; rechts die größte Zahl. In der Mitte befindet sich ein Kästchen als Platzhalter für die ausgedachte Zahl. Dazwischen sollte ausreichend Platz bleiben; also am besten die komplette Tafelbreite nutzen. Das Tafelbild sollte vom Grundprinzip her an einen Zahlenstrahl erinnern. Es ist also sehr hilfreich, wenn den Schülern dieser vorher bekannt ist.

Ablauf des Spiels

Nun dürfen die Mitschüler Zahlen raten. Hierbei kann man reihum vorgehen, mit Wortmeldungen etc. Die geratenen Zahlen werden nun vom Spielleiter (siehe mittlere Tafel auf dem Foto)
  • rechts des Platzhalters notiert, sofern die genannte Zahl größer ist, als die gedachte
  • links des Platzhalters notiert, sofern die genannte Zahl kleiner ist, als die gedachte.
Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die genannten Zahlen immer direkt neben die außen stehenden Zahlen (= Grenzen des Zahlenraumes) geschrieben werden. Man tastet sich dadurch also auch „optisch“ immer näher an die gedachte Zahl heran und grenzt den Bereich, in dem die gedachte Zahl liegt mehr und mehr ein. Für das Gelingen des Spiels und die Orientierung der Kinder ist es deshalb sehr wichtig, dass der Spielleiter die genannten Zahlen ordentlich und korrekt an der Tafel notiert (siehe untere Tafel auf dem Foto)! Der Rate-Vorgang wird so lange fortgesetzt, bis die gedachte Zahl gefunden wurde. Zum Beweis wird der Tafelflügel umgeklappt, auf dem die gedachte Zahl notiert ist.

 Tipps und Erfahrungen

Man sollte bedenken, dass die Aufgabe des Spielleiters den Schülern besonders am Anfang eine hohe mathematische Kompetenz abverlangt. Vielen fällt es schwer zu entscheiden, ob die genannte Zahl nun größer oder kleiner ist, als die gedachte bzw. zu entscheiden, wo die geratene Zahl hingeschrieben werden muss. Wenn die Schüler mit dem Spiel noch nicht so vertraut sind, macht es deshalb Sinn, dass zunächst nur die Lehrkraft Spielleiter ist. Möglich ist auch, dass zwei Schüler gemeinsam Spielleiter sind und sich gegenseitig unterstützen. Bei ausreichend Übung wird das Spiel zum Selbstläufer. Man kann zum Beispiel mit den Schülern im Vorfeld gemeinsam überlegen, ob alle der Reihe nach einmal Spielleiter sind oder ob derjenige, der die Zahl geraten hat, als nächstes an der Reihe ist. Wenn sich das Spielprinzip einmal automatisiert hat, kann man sich als Lehrer sehr stark zurücknehmen. Erfahrungsgemäß entwickeln die Schülerinnen und Schüler im Laufe der Zeit Strategien, wie sie schnell zum Ziel, also dem Erraten der gedachten Zahl kommen. Nach ein paar Runden erkennen sie in der Regel, dass man gewisse Zahlen gar nicht mehr nennen muss, weil sie es ohnehin nicht mehr sein können. Besonders pfiffige Schüler merken auch, dass man die Zahlen nicht wahllos „raten“ sollte, sondern den Zahlenraum durch geschicktes Nennen ausgewählter Zahlen möglichst schnell eingrenzen und zum Ziel kommen kann. Einen Anreiz hierzu kann man schaffen, indem die Klasse gegen den Lehrer als Spielleiter antritt und die gedachte Zahl in möglichst wenigen Versuchen erraten muss. Viel Spaß beim Ausprobieren!
Merken
Zur Liste hinzufügen:
Hinzufügen
Schreiben Sie einen Kommentar