Vorbereitungsdienst in Teilzeit – ein exotisches Ausbildungsmodell?

Bei meinen Mitstreitern im Studienseminar war ich eine Exotin, denn im Gegensatz zu ihnen verlief mein Vorbereitungsdienst ganz anders. Da ich nämlich kleine Kinder daheim habe, kam für mich eine Vollzeitausbildung nicht infrage.

Wie gerufen kam daher das Ausbildungsmodell in Teilzeit. Viele Länder bieten dies seit wenigen Jahren in unterschiedlichen Formen an. Da dies aber keine bundeseinheitliche Regelung ist und die Länder unterschiedliche Modelle anbieten, kann ich an dieser Stelle nur einen Einblick für das Land Niedersachsen gewähren. Wie es in deinem Bundesland geregelt ist, musst du ggf. auf den entsprechenden Landesseiten nachlesen.

Gründe für den Vorbereitungsdienst in Teilzeit

Wer sich daheim um Kinder oder pflegebedürftige Angehörige kümmert, hat einen enormen privaten Aufwand. Dies zusätzlich zum Vorbereitungsdienst zu leisten, kann eine wahrhaftige Herausforderung darstellen. Die damit verbundene Belastung kann vor allen Dingen zu Lasten der psychischen Gesundheit gehen. Da die Lehrergesundheit ein wichtiges Gut ist, ermöglichen viele Bundesländer für diesen letzten Ausbildungsabschnitt der Lehrbefähigung Teilzeitformen. Sofern ein Anwärter/eine Anwärterin hiervon Gebrauch machen möchte, kann er/sie bei der zuständigen Landesschulbehörde einen entsprechenden Antrag stellen. Doch bevor ein Antrag gestellt wird, sollte man sich die Form der Teilzeitvariante gut überlegen.

In Niedersachsen gibt es nämlich eine Wahlmöglichkeit.

Modell A

  • Ausbildungszeit 18 Monate
  • reduzierte Unterrichtsstunden
  • gleichbleibende Seminarverpflichtungen
  • reduziertes Gehalt um die Anzahl der gekürzten Unterrichtsstunden.

Wenn diese Teilzeitform für dich attraktiv ist, verzichtest du dabei auf einen Teil der Ausbildungsstunden. Das betrifft gleichermaßen betreute wie auch eigenverantwortliche Stunden und bedarf der persönlichen Absprache mit den Verantwortlichen in Studienseminar und der Landesschulbehörde. Die Ausbildungsschule wird dann davon in Kenntnis gesetzt und hält sich bei der Stundenplanung an den individuell besprochenen Ausbildungsplan. Die Ausbildungszeit im Studienseminar bleibt jedoch gleich. Du musst alle Seminarsitzungen besuchen und hast den gleichen Prüfungszeitraum wie deine Mitstreiter.

Für solche Anwärterinnen und Anwärter , die schon viel Unterrichtspraxis aus anderen Zusammenhängen vorweisen können, kann dieses Modell attraktiv sein. Dein Ausbildungsgehalt reduziert sich dann um die Anzahl der gekürzten Stunden.

Modell B

  • Ausbildungszeit 36 Monate
  • zuerst 15 Monate Ausbildung in einem Fach, danach 15 Monate im anderen Fach
  • anschließend sechs Monate Ausbildung in beiden Fächern mit reduzierter Stundenzahl
  • hälftige Seminarverpflichtungen
  • reduziertes Gehalt um 50 %

Im Gegensatz zum ersten Modell, ist die Ausbildungsvariante B deutlich entlastender, auch wenn du länger im Vorbereitungsdienst bist. Im Gegensatz zum Modell A verzichtest du nicht auf einen Teil der Ausbildungsstunden.

Diese Variante wird in der Regel bevorzugt, wenn überhaupt Teilzeitvarianten in Anspruch genommen werden. Unser Studienseminar hat sich recht schnell drauf eingestellt und sich für beratende Unterstützung aller Beteiligten stark gemacht. Das ist nicht in allen Studienseminaren so, wie mir Freundinnen aus Uni-Zeiten berichtet haben.

Vielleicht mag nun jemand von euch denken „Klingt interessant, kommt für mich vielleicht infrage. Doch wie läuft das eigentlich so ab?“ Diese Fragen möchte ich im kommenden Beitrag klären, wenn ich meine Teilzeitausbildung aus praktischer Sicht darstelle.


Kleiner Tipp: Die GEW hat auf dieser Seite den Stand der Teilzeitregelungen im Vorbereitungsdienst in den einzelnen Bundesländern zusammengefasst.

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2 Gedanken zu „Vorbereitungsdienst in Teilzeit – ein exotisches Ausbildungsmodell?

  1. Janina

    Huhuu, ich bin gerade durch Zufall auf deinen Artikel gestoßen. Ich bin auch Mami und wir erwarten gerade unser zweites Kind ?. Ich bin z.Z. im 1. Mastersemester und habe mich gerade mal bezüglich eines Referendariats in Teilzeit informiert. Die Information, die du hier angibst findet man aber nirgends auf den Seiten der Landesschulbehörde oder? Bewirbt man sich ganz normal für das Referendariat und gibt anschließend an, dass man gerne ein Teilzeitmodell bevorzugt? Oder wie läuft das Ganze ab?
    Freue mich über weitere Infos.
    Liebe Grüße Janina

    Antworten
    1. Nova

      Hallo Janina,
      du hast vollkommen richtig geraten. Als erstes bewirbst du dich um den Platz und dann füllst du ein entsprechendes Formular aus.
      Zuvor habe ich jedoch mit dem mir zugeordneten Dezernenten telefoniert und mich doppelt und dreifach abgesichert, dass die schon wussten, was mein Plan war. Auch mit der von mir gewünschten Schule habe ich ganz offen gesprochen.
      Auch mit zwei Kindern waren diese 36 Monate für mich mehr als anstrengend und teilweise total zermürbend. Aber es gibt mittlerweile vermehrt Verständnis. Das Ref. ist anstrengend und für Eltern gleich doppelt so sehr! Ich wünsche dir ganz viel Kraft, genügend Unterstützung und viele verständnisvolle Menschen, die dich in diesem Ausbildungsabschnitt begleiten!
      Alles Liebe für dich, Nova

      Antworten

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