Wenn Eltern nicht kooperieren wollen

Was tun mit schwierigen Schülern und Eltern?

Eine vierte Klasse zu übernehmen ist schon schwer genug - eine heißgeliebte Drittklasse-Lehrerin ersetzen zu müssen, macht es nicht grade einfacher. Vor meiner Vierten wurde ich jedoch schon vor Beginn des Schuljahres gewarnt. Oder besser gesagt vor einzelnen Schülern. Und was soll ich sagen? Der Großteil meiner Klasse ist spitze, ein wenig verschwatzt, aber fleißig. Aber vier Kinder schaffen es, die Klasse regelmäßig aufzumischen. So durfte ich bereits in der ersten Woche Prügeleien klären und mit Eltern Gespräche führen. Elternarbeit zähle ich eigentlich zu meinen Stärken, die Eltern dieser Kinder waren jedoch einstimmig der Überzeugung, dass ihr jeweiliges Kind natürlich nichts dafür könne und Schuld sowieso immer die anderen haben. Außerdem möge ich doch so etwas bitte in der Schule klären, sie haben keine Lust, ihren Sprössling zu Hause zum Gespräch zu bitten oder gar Konsequenzen walten zu lassen, wenn er sich in der Schule daneben benommen habe. Mir wurde also schnell klar, dass ich hier keine Unterstützung erwarten durfte. Mitteilungen und Briefe an die Eltern kamen unterschrieben wieder zurück, aber das war auch schon alles. Noch hoffte ich, die Pausenstreitigkeiten und Unterrichtsstörungen mit den mir vertrauten und bereits erprobten Systemen in den Griff zu bekommen:

Ein Belohnungssystem für einen funktionierenden Unterricht

In meinem Klassenzimmer hängt ein Ampelsystem, das auf Wettersymbolen basiert. Vier Stufen führen von der Sonne bis zur Gewitterwolke. Die Spitznamen (Datenschutz) der Kinder habe ich ausgedruckt, laminiert und auf Wäscheklammern geklebt. Jeden Morgen starten alle Schüler auf der Sonne, bei Störungen oder Fehlverhalten wandern sie eine Stufe nach unten. Schlägt der Blitz ein, gibt es eine Zusatzaufgabe, die zum Nachdenken anregen soll. Schaffen es die Kinder jedoch, den ganzen Tag auf der Sonne zu bleiben, können sie ein Sternchen sammeln. Das sind sternförmige Magnete, die hinter ihrem Spitznamen auf einer zusätzlichen Tafel angebracht werden können. Hat ein Kind 20 Sterne gesammelt, erhält es einen Hausaufgabengutschein, was für die meisten ein großer Anreiz ist.

Verstärkerplan für Einzelne

Für einzelne Kinder arbeite ich zusätzlich mit einem Verstärkerplan. Hierbei wird das Verhalten nach jeder Stunde bewertet. Wenn das Verhalten gut war, bekommt das Kind einen Stempel in das entsprechende Feld. Auch das Kind hat einen Plan, auf dem es sein Verhalten nach jeder Stunde bewerten kann. Das Besondere daran: Die Eltern werden mit einbezogen. Sie bekommen die Pläne mit nach Hause und sobald eine, gemeinsam mit Eltern und Kind vereinbarte, Anzahl an Stempeln erreicht wurde, folgt eine Belohnung von mir und den Eltern. Außerdem bietet die Selbsteinschätzung der Kinder einen guten Gesprächsanlass, um gemeinsam über das Verhalten zu reden und zu reflektieren. Es hat mich einiges an Überredungskunst gekostet, die Eltern der vier Kinder von dem Einsatz des Planes zu überzeugen, aber da ich in den vergangenen Jahren stets positive Ergebnisse damit erzielen konnte, legte ich mich richtig ins Zeug. Doch ich hatte meine Rechnung ohne die Kinder gemacht. Wer sowieso alles bekommt, was er will (Aussage der Schüler), braucht keine zusätzliche Belohnung mehr und so zeigten sie sich auch weiterhin resistent gegen jedwede Verstärkerpläne, Belohnungen, Regeln und sonstiges. Es musste also ein neuer Plan her und ich hatte da schon eine Idee ...
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