Elternarbeit von Anfang an – Teil 2

Eltern im Unterricht stehen zu haben, das ist nicht jedermanns Sache, aber eigentlich habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Ich habe den Eltern gesagt, dass sie immer gerne zum Zuschauen kommen können, um den Alltag ihres Kindes besser mitzubekommen und verstehen zu lernen. Das ist sowohl für die Eltern ein Aha-Erlebnis, die ihrem Kind zu wenig zutrauen als auch für die, die ihre Kinder mit ihren Ansprüchen überfordern. Wichtig ist hier nur, dass man von vornherein klar macht, dass eine Hospitationssituation nicht bedeutet, dass man Zeit für ein Elterngespräch hat, sondern beim Unterrichtsgeschehen dabei sind. Der Unterricht hat Vorrang! Falls im Anschluss ein Gespräch gewünscht ist, dann machen wir dazu einen extra Termin aus.

Beispiel 1: Leselernhelfer

Ich habe von Anfang an Eltern zum Lesen eingeladen, die an zwei festgelegten Wochentagen vorbeikamen und einzelne Kinder zum Lesen aus dem Unterricht genommen haben. Sowohl die starken als auch die schwachen Kinder kamen hier zum Zug und wurden von den Eltern beim Lesenlernen unterstützt. Das Material brachten die Kinder selbst in die Lesezeit mit oder ich habe es bereitgestellt, wenn es um eine bestimmte „Schwelle“ des Lesenlernens ging, wie zum Beispiel das Silbenzusammenschleifen. Starke Leser durften zeigen, was sie schon können und schwache Leser bekamen nochmal besondere Aufmerksamkeit und die 1:1-Situation, die sie gerade brauchten.

Beispiel 2: Wortschatztraining

Ebenso gute Erfahrungen habe ich gemacht beim Wortschatzaufbau. In meiner Klasse sind einige Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist und denen einfach ganz viel Wortschatz fehlt. Woher sollen sie wissen, wie man es schreibt, wenn sie nicht wissen, was es ist? Zwei besonders liebe Mamis haben sich dieser Kinder angenommen und aktiv mit den Kindern den Wortschatz erweitert. Körperteile, Farben, Tiere etc. und das ganz spielerisch mit Memory, Domino und weiteren kleinen DaZ-Spielen, Wortkarten und auch haptischem Material. Wichtig hier ist immer, dass die Artikel „der“, „die“, „das“ direkt mitgelernt werden.

Beispiel 3: Mathe mit Bewegung und Material

In Mathe sind es ähnliche Förderzeiten, die sich mit den Eltern ergeben. Die Kinder nehmen dann häufig nochmal das enaktive Material mit in die Förderzeit und haben dort mehr Ruhe und mehr Zeit, mit dem Anschauungsmaterial zu arbeiten. Außerdem wird dort dann das Zählen (auf deutsch) geübt, vorwärts und rückwärts. Hüpfekästchenspringen auf dem Flur, würfeln und zählen. Den Zahlenstrahl ablaufen. Alles, was spielerisch und effektiv ist, ist erlaubt.

Beispiel 4: Computer-Unterricht

Eltern, die sich dann auch zutrauen, mit einer größeren Gruppe Kinder etwas zu machen, lasse ich zum Beispiel gerne auch in unseren Computerraum gehen. Dort haben wir auf dem Schulserver ein paar sehr gute Lernspiele. Die Kinder haben bei mir gelernt, wie sie sich einloggen und in das Programm kommen. Den Eltern gebe ich zuvor eine Einweisung und am Tag selbst immer nochmal eine Liste mit, wer am besten was üben kann. Und dann haben die Kinder der Reihe nach (jede Woche zum Beispiel fünf andere Kinder) ihre Computerzeit und dürfen daran arbeiten.

Fazit

Meine Beobachtung seit inzwischen zwei Jahren: Die Kinder kommen zufrieden aus ihrer Förderzeit zurück und so manches Lächeln ist auch auf dem Gesicht der Eltern zu sehen, wenn sie Fortschritte beobachten oder von den Kindern mit Dankesbildern und Briefen überschüttet werden! Hinweis: Mir ist klar, dass das nicht an allen Schulen so der Fall ist und ich eine gute Elternschaft habe. Aber auch mit wenigen Eltern kann man was erreichen und ich habe auch gelernt, dass man manchmal auch einfach erstmal sagen muss, dass man Hilfe braucht und möchte. Manche Eltern trauen sich ja auch schlichtweg nicht, oder denken, dass sie sowieso nicht helfen können. Und das ist Quatsch! Auch Väter werden gerne angesprochen! ;-)
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