Das Klassenklima verbessern: Mein geheimer Freund

„Mein geheimer Freund“ ist eine tolle Möglichkeit, um völlig unkompliziert und einfach das Klassenklima zu verbessern, den Kindern ein gutes Gefühl zu geben und eine entspannte Lernatmosphäre zu schaffen.

Die Einführung

Zur Einführung des geheimen Freundes benutzte ich ein Bild von einem Welpen, der mit einem Frischling kuschelt. Die Kinder äußerten sich zunächst frei. Sie beschrieben, welche Tiere sie sehen, meistens fällt der Begriff „Freunde“ relativ schnell. Im weiteren Gespräch ging es um die Ungleichheit der beiden Tiere. Können ein Hund und ein Wildschwein befreundet sein? Augenscheinlich ja, auch wenn man es eigentlich nicht erwarten würde. Auch auf den ersten Blick ungleiche Tiere (und Menschen) können anscheinend sehr wohl freundlich zueinander sein. Oder anders gesagt: man kann auch zu jemandem nett sein, den man auf den ersten Blick gar nicht beachten würde.

Die Regeln sind einfach!

Damit war die Überleitung zum geheimen Freund geschafft. Jetzt konnte es losgehen.

Gefaltete Zettelchen mit den Namen der Kinder lagen in einer kleinen Schatzkiste bereit. Nun zog jedes Kind verdeckt den Namen seines geheimen Freundes für diesen Tag. Wichtig ist, den gezogenen Namen nicht zu verraten, es ist ja der GEHEIME Freund. Die Aufgabe war es nun darauf zu achten, dass es dem geheimen Freund gut geht. Zieht man seinen besten Freund, dann ist dies natürlich eine relativ leichte Aufgabe. Interessant wird es aber, wenn man jemanden zieht, mit dem man eigentlich keinen engen Kontakt hat oder den man vielleicht sogar nicht so gerne mag.

Schatzkiste mit Namenszetteln. Das Klassenklima lässt sich mit dem geheimen Freund verbessern.

Aus der Schatzkiste wird der Name des geheimen Freundes für einen Tag gezogen. (Foto: Verena)

Welche Möglichkeiten gibt es, um jemandem ein gutes Gefühl zu vermitteln?

Gemeinsam sammelten wir Ideen und stellten schnell fest: So schwer ist das ja gar nicht! Denn: es müssen keine großen Dinge sein. Über ein freundliches „Hallo“ oder über die Fragen „Wie geht es dir?“ und „Kann ich dir helfen?“ freut sich jeder. Ich kann auch meine Gummibärchen mit meinem geheimen Freund teilen oder im Sitzkreis darauf achten, dass er einen Platz findet. Denn auch wenn man nicht mit jedem Klassenkameraden nachmittags spielen möchte – bei einem lieben Wort oder einer netten Geste bricht niemandem ein Zacken aus der Krone!

Plakat mit Sprechblasen und Fragen für den geheimen Freund. Das Klassenklima wird dadurch verbessert.

Möglichkeiten, auf den geheimen Freund zu achten. (Foto: Verena)

Reflexion als wichtiger Bestandteil

Stell dir vor du weißt, dass für diesen Tag eine Person im Raum ist, deren Aufgabe es ist darauf zu achten, dass es dir gut geht. Die für dein Wohlergehen (mit)verantwortlich ist, die dein geheimer Freund ist. Du weißt nicht wer es ist, aber er ist da. Das ist ein schönes, warmes Gefühl, oder?

Auch mit den Kindern reflektiere ich immer im Anschluss. Bei uns gilt der geheime Freund für 1-2 Schultage. Danach sprechen wir darüber, ob und was die Schülerinnen und Schüler von ihrem geheimen Freund gemerkt haben, wie sie sich dabei fühlten und was sie sich vielleicht für das nächste Mal vornehmen. Wer möchte, darf dann das Geheimnis lüften und sich seinem geheimen Freund zu erkennen geben.

Viele Möglichkeiten für ein positives Klassenklima

Es gibt viele andere kleine Spiele und Möglichkeiten zur Verbesserung des Klassenklimas, z. B. die warme Dusche, bei der ein Kind in der Mitte sitzt und von den Mitschülern Komplimente bekommt. Der geheime Freund ist noch einfacher! Erstens, weil er anonym ist und zweitens, weil man sich noch nicht einmal ein Kompliment einfallen lassen muss. Ein Lächeln oder ein nettes Wort reichen schon aus. Das sollte zwischen Klassenkameraden wirklich machbar sein. Und wenn nicht, dann ist das erst recht ein Grund, um dringend an der Klassengemeinschaft zu arbeiten!

Wie oft der geheime Freund durchgeführt wird, ist bei uns ganz unterschiedlich. Theoretisch wäre auch ein fester Tag pro Woche denkbar. Meine Schülerinnen und Schüler mögen den geheimen Freund sehr gerne und fordern ihn auch regelmäßig ein.

Probiert es doch auch mal aus! Es ist so einfach, macht wirklich Spaß und erhöht die Achtsamkeit füreinander. Habt ihr Erfahrungen mit anderen Ideen zur Verbesserung des Klassenklimas?

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11 Gedanken zu „Das Klassenklima verbessern: Mein geheimer Freund

  1. anika

    Ich finde, dass das eine schöne Idee ist!
    Mich würde mal interessieren wie ihr mit Kindern umgeht, die ihrem zugelosten Freund keine Nettigkeiten zukommen lassen wollen, weil sie vielleicht mit dem Los nicht einverstanden sind und sich nicht überwinden können/wollen.
    Liebe Grüße

    Antworten
    1. Verena

      Hallo Anika,

      entschuldige bitte die verspätete Antwort. Der Schuljahresendstress hat mich im Griff 😉

      Zu deiner Frage: Bei uns gilt die Regel, dass sich die Kinder beim Losen nicht anmerken lassen sollen, ob sie sich über ihr Los freuen oder nicht. Das klappt nach einiger Zeit meistens ganz gut.

      Es kommt immer mal vor, dass die Kinder in der Reflexionsrunde sagen, dass sie nichts von ihrem geheimen Freund gemerkt haben. Dann sprechen wir in der Runde noch einmal darüber, welche Möglichkeiten es für den geheimen Freund gibt, um (ohne großen Aufwand) dem zugelosten Kind eine Nettigkeit zukommen zu lassen. Theoretisch ist es ja aber auch möglich, dass den Kindern die Aufmerksamkeiten des geheimen Freundes einfach nicht aufgefallen sind.

      Der geheime Freund gilt bei uns meist für 1 oder maximal zwei Tage. Hat ein Kind keine Aufmerksamkeit bekommen/gemerkt bzw kann sich ein Kind gar nicht überwinden, dann ist es nicht weiter dramatisch, bald gibt es eine neue Runde mit einer neuen Chance für alle.

      Viele Grüße
      Verena

      Antworten
  2. Marc

    Vielen Dank für die Idee „Geheimer-Freund“. Sie erinnert mich ans Wichteln :-). Als Ergänzung: Mit meinen SuS habe ich den geheimen guten Freund gemacht. Jemand der Klasse wird ausgelost/bestimmt und ist dann während einer Woche der gute Freund der Klasse. Ende der Woche wird darüber gerätselt, wer es wohl war. „Ich glaube, es war Robert, weil er einmal extra auf mich gewartet hat, als mir etwas vom Fahrrad fiel.“ „Also ich glaube, dass es Anna war. Sie war diese Woche allgemein sehr freundlich und hat bei mir nachgefragt, wie es meinem kranken Hund geht.“ Ihr seht, dass beim Raten auch einige Komplimente an Kinder gehen, welche gar nicht „guter Freund/gute Freundin“ waren. Dies stärkt natürlich deren Selbstwert und insgesamt das Klassenzusammengehörigkeitsgefühl.
    PS: Es darf auch getrickst werden und man darf besonders freundlich sein, auch wenn man nicht bestimmt wurde :-).

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