Übernachtung bei den Wölfen

In einer richtigen Koboldburg zu übernachten, ist sicherlich für alle Kinder aufregend und spannend. Noch abenteuerlicher ist  es, wenn die Burg in einem Wildpark liegt und nur ein paar hundert Meter entfernt rund 30 Wölfe leben. Einzigartig ist aber nicht nur die Lage, sondern auch die Koboldburg selbst, die aus mehreren Ebenen und sechs Wohntürmchen besteht, die die Kinder zum Spielen, Klettern usw. animiert. Sicherlich auf jeden Fall ein interessantes und lohnenswertes Ziel. Die Koboldburg bzw. der Wildpark Bad Mergentheim liegt im Norden von Baden-Württemberg und beherbergt ca. 70 in Europa heimische Tierarten.
Dies sollte das Ziel unserer Abschlussfahrt werden. 2014 fand hier übrigens ein bundesweites Umweltbildungssymposium statt.

Planung und Organisation

Nach einer ersten Anfrage bei den Eltern, die uns signalisiert haben, dass sie mit unserem Ziel einverstanden sind, sind wir, d. h. meine Kollegin und ich, in die Planung eingestiegen…
  • Wann gehen wir?
  • Wie viele Nächte bleiben wir?
  • Wie viel kostet es?
  • Was machen wir im Wildpark?
Die Informationen haben wir auf einem Elternabend an die Eltern weitergegeben.
Besonders wichtig waren für uns die folgenden Punkte:
  • Schriftliche Einverständniserklärung der Eltern
  • Notfall-Telefonnummern
  • Wichtige Besonderheiten (Allergien, Krankheiten, Vegetarier…) der Kinder
  • Packliste für die Eltern
  • Vereinbarung mit den Eltern, dass die Kinder keine Handys mitnehmen dürfen (sehr sinnvoll!)
  • Die Verpflichtung der Eltern, dass die Eltern ihre Kinder abholen, wenn diese sich nicht an die Regeln und Absprachen halten.
Leider durften oder wollten einige Schülerinnen und Schüler nicht mit, was natürlich sehr schade war. Diese Kinder wurden an der Schule auf die anderen Klassen verteilt und mit Aufgaben versorgt.

Es geht los…

Obwohl wir nur für zwei Tage im Wildpark waren, hatten wir uns einiges vorgenommen. Und dementsprechend groß war auch die Vorfreude der Schülerinnen und Schüler. Nach der Anreise mit dem Bus konnten es die Kinder kaum erwarten, „ihre Burg“ in Beschlag bzw. in Augenschein zu nehmen. Aber die Schülerinnen und Schüler mussten noch bis abends warten, bis der Park für die Tagesgäste geschlossen wurde. Gleich nach der Ankunft im Park verstauten wir unser Gepäck. Für tagsüber hatten die Schülerinnen und Schüler einen kleineren Rucksack dabei. Nachdem wir unser Gepäck verstaut hatten, machten wir Pause. Diese wurde mit Essen und Trinken, aber auch zum Herumtoben genutzt. Andere nutzten die Gelegenheit, um gleich am Kiosk einzukaufen.

Führung durch den Park

Frisch gestärkt machten wir eine öffentliche Führung durch den Park. Die Führung findet zwei Mal am Tag statt und wird von den „Park-Rangern“ durchgeführt. Bei der Führung kann man nicht nur sehr viel Wissenswertes über die Tiere, wie z. B. den Körperbau, die Nahrung und das Jagdverhalten erfahren, sondern man kann die Tiere auch sehr gut bei der Fütterung beobachten. Besonders interessant war die Fütterung der Wölfe. Das Rudel besteht aus ca. 30 Wölfen und ist eines der größten Wolfsrudel in ganz Europa. Interessant war aber auch zu sehen, wie die Pumas und die Greifvögel ihre Beute fangen.
Im Park gibt es aber nicht nur Wildtiere, sondern auch Haustiere und einen Streichelzoo. Nach der Führung, die ca. zweieinhalb Stunden dauerte und durch den ganzen Park führte, machten wir auf einem der beiden Spielplätze Pause. Während einige Kinder die Tiere im Streichelzoo streichelten, ruhten sich andere nach der anstrengenden Führung aus. Wieder andere Kinder spielten auf dem Spielplatz oder holten sich ein Eis.

Der Abend

Danach machten wir uns endlich auf zu „unserer Koboldburg“. Die Tagesbesucher wurden jetzt immer weniger und damit konnten wir endlich unser Nachtlager beziehen. Die Schülerinnen und Schüler wurden auf die insgesamt sechs Wohntürmchen verteilt. Um Ärger und Streit zu vermeiden, hatten wir schon im Vorfeld die „Zimmereinteilung“ festgelegt. Nachdem alle Kinder ihren Turm gefunden hatten, musste das Gepäck verstaut und die Betten bezogen werden. Um 19 Uhr trafen wir uns dann zum Abendessen. Unsere beiden Betreuer bereiteten in einer Hütte neben der Burg unser Abendessen vor. Es gab Grillwürste, Brötchen, Tomaten und Gurken. Selbstverständlich gab es auch Rindswürste und Essen für Vegetarier. Gleich nach dem Essen nutzten die Kinder schon wieder die Zeit zum Spielen oder um einfach nur in der Burg herum zu spuken. Alle Kinder fühlten sich sichtlich wohl und nutzten ihren Freiraum. Bei dieser Gelegenheit muss ich noch erwähnen, dass wir, d. h. meine Kollegin und ich, den Kindern mehrfach erklärt haben, was sie dürfen bzw. was sie nicht dürfen. Glücklicherweise gab es während der gesamten Abschlussfahrt keine Verstöße.

Die Nachtwanderung

Um 21.30 Uhr stand unsere Nachtwanderung, die durch den benachbarten Wald führte, auf dem Plan. Obwohl wir alle, d. h. auch wir Lehrkräfte, davon ausgegangen sind, dass wir Taschenlampen benutzen dürfen, war dies verboten. Die Schülerlinnen und Schüler mussten deshalb, bei absoluter Dunkelheit (der Mond war fast nicht zu sehen) hintereinander durch den stockdunklen Wald laufen. Auch wenn sich die Augen mit der Zeit an die Dunkelheit gewöhnt haben, war es schwierig und für viele Kinder eine sehr große Herausforderung. Schließlich läuft man nicht jede Nacht fernab von Zuhause mitten in der Nacht durch einen stockdunklen Wald. Kein Wunder, dass ein paar Kinder unsicher waren und Angst hatten. Nach ca. einer Stunde waren wir wieder zurück. Der Großteil der Kinder war nach diesem anstrengenden Tag sehr müde und machte sich gleich fertig für die Nacht. Ein paar einzelne Schüler wollten oder konnten noch nicht schlafen und spielten bzw. unterhielten sich noch eine gewisse Zeit. Nach ein paar Kontrollrunden gingen wir Lehrer dann auch schlafen.
Die Nacht, es war im Mai, war ziemlich frisch.

Der nächste Morgen

Am nächsten Morgen waren fast alle Schülerinnen und Schüler schon sehr früh wach. Die ersten Kinder spielten schon um halb sieben. Bis zum Frühstück um 8 Uhr hatten wir noch genügend Zeit, um unsere Morgentoilette zu erledigen, das Gepäck zu packen und um die Wohntürmchen zu räumen.

Das Frühstück

Die Auswahl am Buffet war sehr groß. Es gab fast nichts, was es nicht gab. Kein Wunder, dass es allen Kindern sehr gut schmeckte. Zum Abräumen bzw. zum sauber machen der Tische gab es einen Tischdienst.

Das Quiz

Eigentlich hätten wir gleich nach dem Frühstück wieder heimfahren können. Meine Kollegin und ich wollten das aber nicht. Wir hatten den Bus extra so bestellt, dass die Kinder noch Zeit zum Spielen, Reden und Toben haben. Außerdem hatten wir noch ein Quiz vorbereitet, bei dem auf spielerische Art und Weise, nochmals der eine oder andere Punkt vom Vortag abgefragt wurde. Das Quiz, bei dem es immer mehrere Antworten zur Auswahl gab, machte allen Kindern großen Spaß.

Die Heimfahrt

Um ca. 10.45 Uhr versammelten wir uns am Eingang und überprüften nochmals, ob alle Schülerinnen und Schüler (mit ihrem Gepäck) anwesend sind. Nachdem dies der Fall war, liefen wir zum Bus, der schon bereit stand.
Einige Kinder waren so müde, dass sie schon gleich nach dem Losfahren eingeschlafen sind. Nach einer guten Stunde Fahrt waren wir wieder Zuhause.

Fazit

Obwohl unsere Abschlussfahrt nur zwei Tage dauerte, war sie sehr schön. Alle Kinder waren sichtlich begeistert. Für uns Lehrkräfte war die Abschlussfahrt vor allem auch deshalb schön, weil wir die Kinder mal von einer anderen Seite erlebt haben, und manche Kinder, die in der Schule sehr ruhig und zurückhaltend sind, hier regelrecht aufgeblüht sind. Unsere Abschlussfahrt war ein voller Erfolg. Nicht nur, weil die Kinder etwas dazu gelernt haben, sondern auch deshalb, weil sie in sozialer Hinsicht sehr gewinnbringend war und unser Gemeinschaftsgefühl gestärkt hat. Dank einer guten Organisation und Vorbereitung, die zweifellos sehr wichtig ist, und hier schließt sich wieder der Kreis, gab es keine Pannen, Zwischenfälle und glücklicherweise auch keine Verletzungen.
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