Warum heißt es eigentlich Elternsprechtag?

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Diese Frage mit dem Elternsprechtag stellte ich mir schon häufig! Denn die Eltern kommen in der Regel, um etwas zu hören – es müsste also „Elternhörtag“ heißen. Am liebsten wollen die Eltern hören, dass ihr Kind im Unterricht gut mitmacht, unbedingt aufs Gymnasium soll und sich auch im Klassenverband sozial engagiert. Natürlich geht das manchmal weit an der Realität vorbei. Gerade für Eltern von Viertklässlern ist es einerseits spannend, manchmal beängstigend, aber immer aufregend zu erfahren, wie sich die Noten zusammensetzen.

Organisation

An unserer Schule gibt es pro Schuljahr zwei Elternsprechtage. Einen kurz nach den Sommerferien, wenn es eigentlich noch viel zu früh ist, eine Prognose über die bevorstehenden Halbjahresnoten zu geben und den zweiten um die Osterferien herum. Ich erlebe es immer wieder, dass Eltern schon früh wissen wollen, wie sich ihr Kind noch verbessern kann. Sie fragen nach Zusatzaufgaben und erklären mir, dass zu Hause alles wie von selbst funktioniert, die Hausaufgaben kein Problem sind und sie gar nicht verstehen können, warum das im Unterricht anders ist. Mappen, die zu Hause mit Hilfe der Eltern überarbeitet wurden oder die Hausaufgaben, bei denen Eltern daneben gesessen haben, kommen nicht in die Bewertung der Note mit hinein. Das erkläre ich den Eltern auch so und stoße manchmal auf Unverständnis, mache den Eltern aber klar, dass ich nur bewerten kann, was ich auch sehe, vor allem, wenn die häuslichen Leistungen sehr weit von den schulischen entfernt sind.

Sanfter Einstieg

Da es um die Kinder geht, habe ich mir angewöhnt, sie zusammen mit den Eltern zum Gespräch zu bitten. Es ist nicht immer eine entspannte Atmosphäre, das sehe ich den Gesichtern manchmal an. Da hilft es, wenn wir im gewohnten Klassenraum sitzen, an den Tischen auf den Kinderstühlen und uns nicht größer machen, sondern auf Augenhöhe sind. Ich suche den Einstieg manchmal mit dem Hinweis, dass es sich ja um den Elternsprechtag handelt und bitte die Eltern, zu sprechen. Oft ist die Situation dadurch schon ein wenig aufgelockert und die Eltern wollen gar nicht sprechen, sondern hören. Jedes Kind hat seine Stärken und auch bei einer Vier in Deutsch kann es vielleicht hervorragend rechnen oder singen. Hier kommt es manchmal dazu, dass Eltern um Noten feilschen nach dem Motto, ob das Kind nicht noch ein Referat halten könne, um die Zwei in Sachunterricht zu bekommen. Solche „Geschäfte“ blocke ich ab. Dem Kind ist die Note auch oft gar nicht wichtig.

Zufriedenheit

Ich versuche, jedes Gespräch damit zu beenden, dass die Eltern mit der Aussicht nach Hause gehen, dass ihr Kind auch bei einer Vier in Mathe seine Stärken hat und hoffe, den Druck, den einige Eltern auf ihr Kind ausüben, verringern zu können. Dass mir das nicht gelingt, kann ich an der Aussage eines Kindes nachvollziehen, dass die Mutter ausrastet, weil es wieder nur eine Drei in dem Aufsatz ist.

Umbenennung

Am liebsten würde ich den Elternsprechtag nicht nur namentlich umbenennen, sondern auch inhaltlich. Wenn manche Eltern den Druck hinausnehmen, ihrem Kind auch Fehler zugestehen und nicht bei jeder Note schlechter als Zwei verzweifeln würden, wäre so mancher Schultag sehr viel entspannter. Wie wäre es statt Elternsprechtag mit „Mutmachtag“?

 

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