„Ich geh' mit meiner Laterne ..."

Das Laterne-Basteln gehört wie selbstverständlich dazu. Und es ist ja auch viel schöner, mit der selbstgestalteten Laterne zu gehen als mit einer gekauften. Aber muss das jedes Jahr sein? Jedes Schulkind hat schon mindestens eine Laterne im Kindergarten gebastelt. Da kann es schwerfallen, zu entscheiden, welche Laterne nun leuchten soll. Ich habe deshalb vor ein paar Jahren entschieden, keine Bastelaktion zum St. Martinsumzug zu machen, sondern die Verantwortung in die Hände der Eltern zu legen. Meine Sorge, Proteste zu bekommen blieben aus. Die meisten Kinder zeigen mir am Tag des Martinfestes ganz stolz ihre Laterne, die sie schon zum zweiten oder dritten Mal tragen und leuchten lassen. Diese Nachhaltigkeit ist es auch, die mich jedes Jahr wieder so entscheiden lässt.

Illustration: Franziska Kalch

Rituale entlasten bei der Vorbereitung

St. Martin liegt mittendrin – zwischen Herbst und Advent –  und somit in einer turbulenten Zeit. Wir sind in unserer Schule deshalb dazu übergegangen, jedes Jahr den gleichen Ablauf zu wählen. Musikalisch heißt das: Es gibt eine Anzahl feststehender Martinslieder, die jedes Jahr gesungen werden. Die älteren Kinder kennen sie aus den früheren Schuljahren und die Erstklässler entweder aus der Kindergartenzeit oder lernen sie sehr schnell. So nimmt das Einüben keinen großen Raum im Unterricht ein. Stattdessen wird immer mal zwischendurch gesungen und auf jeden Fall beim Umzug der Schule. Alle Kinder und Eltern treffen sich meist am 10. November an der Schule und laufen den festgelegten Weg, immer begleitet von Posaunenmusikern der Kirchengemeinde des Stadtviertels. Wenn wir wieder in der Schule ankommen, gibt es auf dem Schulhof einen heißen Punch für Kinder, Eltern und Lehrkräfte. Fleißige Eltern haben diesen vorbereitet, und je nach Wetterlage ist mancher froh, sich aufwärmen zu können. Ohne Elternmitarbeit ist dieser Teil des Schulfestes nicht umsetzbar und zum Glück finden sich immer genug Eltern, die mithelfen.

Mehr als ein Laternenfest

Die Martinsgeschichte zu kennen, gehört zum Pflichtprogramm unserer Schule. Auch wenn sie nicht für jedes Schuljahr im Lehrplan steht, wiederhole ich sie jedes Jahr wieder und lasse die Kinder erzählen oder kleine Rollenspiele dazu machen. In meiner dritten Klasse sollten die Kinder den Aspekt des Teilens nicht nur besprechen, sondern auch umsetzen. Nach einem Brainstorming, was sich denn alles teilen lässt, sind die Schülerinnen und Schüler auf „Zeit“ gekommen. Auch Zeit lässt sich teilen. Damit war schnell klar, was wir machen wollten. Unsere Zeit mit anderen Menschen teilen. Wir haben Kontakt zu einem Seniorenheim aufgenommen und zwei Stunden dort verbracht. Die anfängliche Scheu war schnell vorüber. Vor allem als die Kinder festgestellt haben, dass auch die alten Leute schon St. Martin gefeiert haben und zum Teil dieselben Lieder gesungen haben. Aus dieser Idee des Zeit-Teilens hat sich ein fester Kontakt entwickelt. Einmal im Monat geht eine Gruppe von Kindern in das Seniorenheim. Es wird gebastelt, erzählt, gesungen. Die Freude ist auf beiden Seiten groß und das Teilen hat einen besonderen Stellenwert. Wie feiert ihr an eurer Schule St. Martin?

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